Tubuläre Brust – Wann ist eine Operation notwendig?
Dr. med. Janken Hoffmann, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie in München, veranschaulicht in diesem Gastbeitrag, was eine tubuläre Brust ist, wann eine Operation infrage kommt und welche Möglichkeiten der Behandlung es überhaupt gibt.
Die tubuläre Brust, auch Schlauch- oder Rüsselbrust genannt, ist eine relativ häufig auftretende Form der Brustfehlbildung. Diese Fehlbildung ist genetisch bedingt und zeigt sich meist in der Pubertät, wenn sich die Brust ausbildet. Durch eine Operation kann eine Korrektur der Brustfehlbildung erfolgen und eine „normale“ Brustform hergestellt werden.
Die verschiedenen Schweregrade einer tubulären Brust
Bei der tubulären Brust gibt es vier verschiedene Schweregrade. Hierbei kommt es darauf an, welche Quadranten der Brust betroffen sind und wie stark die Deformität ausgeprägt ist.
Schweregrad Typ 1:
Beim Schweregrad Typ 1 ist das Brustgewebe eines der unteren Quadranten unterentwickelt. Die Größe des Brustwarzenhofes ist normal ausgeprägt und die Unterbrustfalte ist innen leicht angehoben.
Schweregrad Typ 2:
Beim Schweregrad Typ 2 sind beide unteren Quadranten unterentwickelt. Die Größe des Brustwarzenhofes ist normal, die Unterbrustfalte ist angehoben und die Brust ist kleiner.
Schweregrad Typ 3:
Beim Schweregrad Typ 3 ist neben den unteren Quadranten auch der Hautmantel von der Unterentwicklung betroffen. Die Brustwarze weist eine deutliche Neigung nach unten auf. Oft ist zudem der Brustwarzenhof vergrößert.
Schweregrad Typ 4:
Beim Schweregrad Typ 4 sind alle vier Quadranten, also sowohl die oberen als auch die unteren, von der Unterentwicklung betroffen. In manchen Fällen fehlt das Gewebe beidseitig. Die Brustdrüse steht hervor und der Brustwarzenhof ist deutlich vergrößert.
Je nachdem, welcher Schweregrad vorliegt, können unterschiedliche Behandlungsmethoden sinnvoll sein, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Wie wird eine tubuläre Brust diagnostiziert?
Die Diagnose einer tubulären Brust kann nach Abschluss des Brustwachstums durch einen Gynäkologen oder einen Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie erfolgen. Daher erfolgt die Diagnose meist im Alter zwischen 16 und 20 Jahren. Zur Diagnose ist eine optische Betrachtung der Brust ausreichend, weitere Untersuchungen sind nicht nötig.
Wann sollten Sie die tubuläre Brust operieren lassen?
Generell ist die Indikation für eine Operation bei der Diagnose einer tubulären Brust immer gegeben. Allerdings muss eine Operation nicht zwangsläufig erfolgen, solange die Frau sich mit ihrer Brust wohlfühlt und keine Beeinträchtigung der Psyche aufgrund der Fehlbildung auftritt. Eine Operation der tubulären Brust sollte immer dann erfolgen, wenn sich Frauen mit ihrer Brust nicht wohlfühlen und sich z.B. schämen, zum Sport oder ins Schwimmbad zu gehen oder sich nackt ihrem Partner zu zeigen.
Welche Methoden kommen zur Behandlung der tubulären Brust infrage?
Zur Behandlung der tubulären Brust kommen drei verschiedene Methoden infrage:
- Brustvergrößerung mit Implantaten
Durch die Brustvergrößerung mit Implantaten können die Volumendefizite ausgeglichen werden. Die Patientin kann selbst entscheiden, welche Brustform und -größe sie sich nach der Operation wünscht. Diese kann dann durch das Einsetzen anatomischer oder runder Implantate erzielt werden.
- Brustvergrößerung mit Eigenfett
Sind die Deformitäten nur schwach ausgeprägt, kann eine Brustvergrößerung mit Eigenfett ausreichen, um die Gewebedefizite auszugleichen. Für die Brustvergrößerung mit Eigenfett muss der Chirurg zunächst an anderer Stelle Fett entnehmen, welches dann nach der Aufbereitung in die Brust injiziert wird.
- Bruststraffung
Eine Bruststraffung erfolgt häufig in Kombination mit einer Brustvergrößerung, wenn überschüssige Haut vorhanden ist, die entfernt werden muss.
- Warzenhofverkleinerung
Sind die Brustwarzenhöfe stark vergrößert, können diese im Rahmen der Operation verkleinert werden und somit an die Brustform angepasst werden.
Welche Risiken birgt eine Operation einer tubulären Brust?
Wie bei jeder Operation gibt es auch bei der Operation einer tubulären Brust gewisse Risiken, die sich nicht vollständig ausschließen lassen. Es kann in seltenen Fällen zu Nachblutungen, Infekten oder Wundheilungsstörungen kommen. Sehr selten können auch für eine gewisse Zeit Gefühlsstörungen auftreten, die aber mit der Zeit verschwinden sollten. Bei der Brustvergrößerung mit Implantaten besteht zudem das Risiko einer Kapselfibrose oder des Verrutschens der Implantate. Sollten Komplikationen auftreten, sollte sich die Patientin immer mit ihrem behandelnden Chirurgen in Verbindung setzen.