Lipödem Stadium 1, 2 und 3: Alles, was Sie wissen müssen
Ein Gastbeitrag von Dr. med. Florian Oti, Facharzt im Bereich der plastischen und ästhetischen Chirurgie mit dem Schwerpunkt Liposuktion, Fettabsaugung und Augenlidstraffung. Als Experte in der Fort Malakoff Klinik in Mainz hat er sich auf Lipödeme spezialisiert und erklärt in diesem Beitrag, welche Stadien es gibt.
Viele Menschen haben mit Lipödemen zu kämpfen, ohne es zu wissen. Auch in Fachkreisen wird die Krankheit oft nicht erkannt. Doch Betroffene haben bis zur richtigen Diagnose meist einen langen Leidensweg hinter sich. Besonders im Anfangsstadium wird ein Lipödem leicht übersehen. In diesem Text erfahren Sie mehr über die verschiedenen Stadien eines Lipödems und erhalten auch Informationen zu den Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist ein Lipödem?
Zuallererst stellt sich die Frage, was ein Lipödem überhaupt ist. Dabei handelt es sich um eine chronische Störung der Fettverteilung. Diese Störung tritt zu 90 % bei Frauen auf. Sie betrifft vor allem die Beine, die Hüfte und das Gesäß. Manchmal sind auch die Arme betroffen.
Bei einem Lipödem kommt es zu einer verstärkten Bildung von Fettzellen im Unterhautfettgewebe der Beine und Arme. Dies kann zu einer deutlichen und unproportionalen Zunahme des Umfangs in den betroffenen Regionen führen.
Merkmale
Betroffene denken am Anfang oft, dass sie lediglich an Gewicht zugelegt haben und versuchen dies durch Diäten und Sport zu bekämpfen. Oft steckt aber ein Lipödem dahinter. Zusätzlich zur Umfangsvermehrung kommen bei einem Lipödem häufig Schmerzen hinzu. Dazu gehören zum Beispiel ein anhaltendes Schweregefühl sowie ein Druckgefühl. Mit der Zeit werden die Schmerzen schlimmer. Sie können sogar bei leichtem Druck durch die Kleidung ausgelöst werden.
Verlauf
Beim Lipödem gibt es drei Stadien. Eine Verschlechterung dauert oft Jahre, was besonders am Anfang eine richtige Diagnose erschwert. Eine erfolgreiche Behandlung eines Lipödems sollte allerdings schon in Stadium 1 beginnen. Nur so kann eine Verschlimmerung verhindert werden.
Obwohl diese Krankheit nicht heilbar ist, kann sie doch gezielt behandelt werden. Neben medizinischen Eingriffen können vor allem ausreichend Sport und eine gute Ernährung die Beschwerden verbessern. Hierbei ist es hilfreich, einen geeigneten Ernährungsplan für Lipödeme zu befolgen.
Welche Stadien gibt es?
Wie schon erwähnt, gibt es insgesamt drei Stadien. Eine Verschlechterung der Symptome dauert oft Jahre. Somit merken Betroffene manchmal nicht, dass sie an einem Lipödem leiden. Dies verzögert eine effiziente Behandlung.
Lipödem Stadium 1
Im 1. Stadium sind Lipödeme nur sehr schwer zu erkennen. Die meisten Patient*innen bemerken eine leichte Zunahme an den betroffenen Körperstellen. Dies wird jedoch oft auf den Lebensstil geschoben und nicht als erstes Warnsignal der Krankheit erkannt.
Spannungsschmerzen und lokale Zunahme
Bereits im ersten Stadium bemerken Erkrankte oft, dass etwas nicht stimmt. Obwohl die Umfangsvermehrung nicht zu sehr auffällt, suchen Betroffene aufgrund von Schmerzen einen Arzt auf. Hierbei handelt es sich zumeist um Spannungs-, Druck- und Berührungsschmerzen. Diese werden im Laufe des Tages stärker.
Darüber hinaus können auch folgende Symptome auftreten:
- Müde, schwache Arme bzw. Beine
- Leichte Umfangsvermehrung, die lokal begrenzt ist
- Eine glatte Hautoberfläche mit leichter Cellulite
- Unterhautfettgewebe hat ertastbare Verdickungen, oft mit Knotenbildung
- Neigung zu blauen Flecken
Wenn das Lipödem im ersten Stadium erkannt wird, kann es besser behandelt werden. Dadurch kann eine Verschlechterung der Symptome und ein Fortschreiten der Krankheit vermindert werden.
Der Kneiftest
Ein einfacher Selbsttest für Betroffene bei Lipödemen ist der Kneiftest. Wenn Sie sich an den betroffenen Körperstellen kneifen und dadurch unverhältnismäßige Schmerzen empfinden, handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Lipödem.
Leider fällt selbst medizinischem Personal die Diagnose in diesem Stadium oft nicht leicht. Auch wenn Betroffene ihre Symptome richtig erkennen, laufen sie Gefahr, von Ärzt*innen abgewiesen zu werden. In diesem Fall sollten Leidtragende auf jeden Fall einen Facharzt aufsuchen, der sich auf Lipödeme spezialisiert hat.
Lipödem Stadium 2
Im zweiten Stadium ist das Lipödem deutlich sichtbar und leichter zu diagnostizieren. Allerdings haben Patient*innen zu diesem Zeitpunkt bereits einen langen Leidensweg hinter sich und schämen sich vielleicht sogar.
Deutliche Dellen
Neben einer unproportionalen Umfangszunahme an den betroffenen Körperteilen hat die Haut in diesem Stadium vor allem eine unebene Oberfläche mit deutlichen Dellen. Ist die Krankheit bereits so weit fortgeschritten, kann auch ein Lipo-Lymphödem auftreten. Hierbei schwellen die Gliedmaßen zunehmend an, da das Lymphgefäßsystem geschädigt ist.
Zusätzlich dazu zeigen sich auf folgende Symptome:
- Deutliche Dellen und eine unebene Hautoberfläche
- Eine beeinträchtigte Bewegungsfreiheit
- Berührungs- und Spannungsschmerzen
- Ein deutlich verdicktes Unterhautfettgewebe mit mittelgroßen Knoten
Falsche Diagnose aufgrund von Adipositas
In diesem Stadium fällt die Diagnose leichter. Allerdings kann es auch hier zu Problemen kommen. Im Falle von Adipositas bei den Betroffenen kann das Lipödem eventuell übersehen werden. Daher ist es auch hier ratsam, eine*n Spezialist*in aufzusuchen.
Lipödem Stadium 3
Im schwersten Stadium der Krankheit kommt es zu einer sogenannten Wammenbildung. Dies zeigt sich durch überhängende Fettlappen aufgrund einer stark ausgeprägten Umfangsvermehrung. In diesem Fall muss bei einer Liposuktion zusätzlich eine Hautstraffung durchgeführt werden.
Wammenbildung und starke Einschränkungen
Neben der starken Ausbildung von überhängendem Gewebe kommt es in diesem Stadium zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Gangbildes. Auch die Knochenstruktur wird stark belastet. Betroffene sind aufgrund der Wammen außerdem sehr anfällig für Entzündungen und Infektionen der Haut. Neben starken Schmerzen haben Patient*innen mit Lipödem außerdem stark verhärtetes Unterhautfettgewebe.
Verbesserung durch OP
Die Diagnose ist in diesem Stadium recht eindeutig. Eine Behandlung in diesem Stadium umfasst fast immer einen operativen Eingriff. Dieser ist auch dringend notwendig, da das übermäßige Fettgewebe den Körper stark belastet.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Ein Lipödem kann nicht geheilt werden. Allerdings gibt es viele Möglichkeiten, die Beschwerden effizient zu mindern. Diese Methoden kommen unabhängig vom Stadium zum Einsatz und werden oft miteinander kombiniert. Folgende Behandlungsmöglichkeiten werden angewendet:
- Manuelle Lymphdrainage: Dadurch wird die eingelagerte Flüssigkeit aus dem Gewebe abtransportiert.
- Kompressionskleidung: Diese kommt gemeinsam mit der Lymphdrainage zum Einsatz. Dadurch führt dieser Eingriff auch zu einem langanhaltenden Ergebnis. Die Kompressionskleidung verbessert auch den Lymphfluss, was ebenfalls zu einer Verbesserung der Symptome führt.
- Operative Behandlung: Hierbei wird vor allem eine Liposuktion und oft auch eine Hautstraffung angewendet.
- Sport: Die Schwellung kann durch gezielte Übungen reduziert werden. Außerdem ist auch Ausdauersport hilfreich.
- Hautpflege: Eine gute Hautpflege beugt Hautentzündungen vor.
- Ernährung: Auch wenn ein Lipödem nicht auf eine ungesunde Ernährung zurückzuführen ist, kann ein Ernährungsplan doch bei der Behandlung und Vorbeugung helfen. Hierbei sollten Sie vor allem Fette und salzige Lebensmittel vermeiden.
Fazit: Frühzeitig erkennen, um frühzeitig beschwerdefrei leben zu können
Bei einem Lipödem handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung. Diese kann für Betroffene sehr belastend sein. Je nach Schweregrad wird ein Lipödem in drei Stadien unterteilt. Besonders im ersten Stadium fällt die Diagnose schwer. Allerdings ist ein frühzeitiges Erkennen für eine erfolgreiche Behandlung wichtig. Die Hauptsymptome sind eine Vergrößerung des Umfanges der erkrankten Körperteile. Diese wird in späteren Stadien immer schlimmer. Auch geht die Erkrankung immer mit Schmerzen einher. Obwohl ein Lipödem nicht heilbar ist, können die Symptome gut behandelt werden.