Mammographie zur Brustkrebsfrüherkennung
Jede achte Frau in Deutschland erkrankt an Brustkrebs. Damit ist Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen. Eine Untersuchung zur Brustkrebsfrüherkennung ist aus diesem Grund unbedingt anzuraten. Bei einer frühen Erkennung besteht eine Heilungschance von über 70 %.
Klinikerfahrungen.de interviewte Dr. med. Jan Pasel, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in der Praxisklinik Colonnaden in Hamburg, zu diesem Thema.
Was ist eine Mammographie?
Die Mammographie ist eine Röntgendarstellung des Brustdrüsengewebes. Klassische Röntgenuntersuchungen und Mammographien haben jedoch keine Überschneidungen. Beide können unabhängig voneinander durchgeführt werden. Für die Untersuchung muss die Drüse in ein Mammotom eingespannt und unter Kompression gesetzt werden. Dabei werden die Bindestruktur und insbesondere der Mikrokalk der Brustdrüse sichtbar – Veränderungen im Gewebe können so entdeckt werden.
Die starke Kompression der Brüste, die bei einer Mammographie erzeugt werden muss und die von den Frauen häufig als unangenehm bis schmerzhaft wahrgenommen wird, ist notwendig, um ein scharfes Bild zu erhalten. Je komprimierter die Brust ist, desto klarer wird das Bild. Damit nimmt die Chance, Veränderungen des Gewebes zu erkennen, zu.
Mittlerweile gibt zwei unterschiedliche Verfahren der Mammographie: Während die Brust bei der klassischen 2D-Mammographie von einer weichen Strahlung bestrahlt wird, arbeitet die 3D-Mammographie, auch Tomosynthese genannt, mit einer deutlich höheren Strahlung. Das digitale Röntgengerät nimmt die Brust dabei aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln, in mehreren Schichten und mit höchster Auflösung auf, um mögliche Gewebeveränderungen besser zu erkennen. Eine 3D-Mammographie jedoch aufgrund der erhöhten Strahlenbelastung nur in Ausnahmefällen durchgeführt.
Ist eine Untersuchung sinnvoll?
Zusammen mit dem Ultraschall und der Magnetresonanztomographie (MRT), ist die Mammographie ein gutes bildgebendes Verfahren, um Brustkrebs frühzeitig zu erkennen. Das radiologische Verfahren erkennt Knoten, Verhärtungen im Brustgewebe, Verdickungen, Ungleichmäßigkeiten und Störungen in der Gewebestruktur. Grundsätzlich erfolgt bei einer Mammographie auch ein Ultraschall. Allerdings können nur etwa 60 – 70 % aller Tumore bei einer Mammographie entdeckt werden, da sie, – um dort sichtbar zu sein – eine gewisse Größe erreicht haben müssen.
Auch bei einer MRT können nur etwa 80 % aller Tumore entdeckt werden. Die Strahlenbelastung einer einzelnen Mammographie ist nicht sehr hoch. Allerdings summiert sich die Strahlenbelastung aufgrund der Behandlungen mit der Zeit. Eine Mammographie sollte daher auf keinen Fall zu häufig durchgeführt werden, da die Brustdrüse äußerst empfindlich gegenüber der Strahlenbelastung ist. – In Deutschland entstehen, allein aufgrund der Strahlenbelastung bei Mammographien, zweitausend bis dreitausend Brustkrebserkrankungen zusätzlich im Jahr. Sollte eine häufigere Kontrolle nötig sein, ist daher zu einer MRT zu raten. Bei der MRT wird die Brustdrüse keiner Strahlenbelastung ausgesetzt. Das Problem ist hierbei jedoch, dass die Krankenkassen die Kosten für eine solche Untersuchung meist nicht übernehmen.
Ab welchem Alter ist eine Mammographie ratsam?
Eine Untersuchung wird grundsätzlich erst ab einem höheren Alter von 50 bis 69 Jahren in einem Abstand von 2 Jahren empfohlen, da die Zeit der Strahlenbelastung möglichst gering gehalten werden sollte. Die Kosten hierfür übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung. Bei jüngeren Frauen wird eher zu einer MRT geraten und eine Mammographie nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Allerdings ist die Mammographie, wenn etwas auffällig erscheint, meist die erste Wahl, um abzuklären, worum es sich handelt.
Was bedeutet es, wenn eine Veränderung des Brustgewebes festgestellt wird?
Sollte bei den bildgebenden Verfahren etwas Auffälliges entdeckt werden, so wird Gewebe entnommen, um festzustellen, ob es sich um bösartiges Gewebe handelt oder nicht. Um mögliche Veränderungen des Brustgewebes besser festzustellen, sollten die alten Mammographie-Aufnahmen immer zu der aktuellen Aufnahme mitgebracht werden. Die Ergebnisse der Untersuchung erfahren Patientinnen dann von ihrem behandelnden Gynäkologen. Grundsätzlich muss jede Veränderung abgeklärt werden. Ein Aufschieben der Untersuchung kann gravierende Folgen haben. Wird anhand der Gewebeuntersuchung Brustkrebs diagnostiziert, ist eine Therapie nötig. Wie weiter vorgegangen und welche Therapie empfohlen wird, hängt von der Art des Brustkrebses ab.
Wann besteht ein erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken?
Junge Patientinnen, die an Brustkrebs erkranken, leiden meist unter genetisch bedingtem Brustkrebs, während es sich bei älteren Patienten meist um eine Spontanmutation handelt. Die bekanntesten Brustkrebsgene sind BRCA1 und BRCA2, wobei heutzutage auch auf eine Reihe von anderen Genen getestet wird. Eigentlich sollen diese Gene die Entstehung eines Tumors verhindern. In mutierter Form können sie jedoch Brust- und Eierstockkrebs auslösen.
Zu den Risikofaktoren für Brustkrebs gehören:
• ein mutiertes BRCA1 oder BRCA2-Gen
• Brust- oder Eierstockkrebs bei zwei Verwandten ersten Grades
• ein lobuläres Karzinom in situ (LCIS): Mutierte Zellen breiten sich in den Drüsenläppchen aus.
• ein besonders dichtes Brustgewebe: Hier kann eine eindeutige Diagnose schwierig sein. Gibt es noch zusätzliche Risikofaktoren, sollte eine präventive Behandlung als Möglichkeit in Betracht gezogen werden.
• Strahlentherapie: Vor dem 30. Lebensjahr erhöht eine Strahlentherapie das Brustkrebsrisiko.
Eine Brustvergrößerung führt in keinem Fall zu einer Erhöhung des Brustkrebsrisikos. Auch alle Vorsorgeuntersuchungen und Therapien können mit Brustimplantaten problemlos durchgeführt werden. Sollten Frauen einen Fall von Brustkrebsgenen in der Familie haben, wird zu einer Überprüfung auf eben diese Gene geraten, da in diesen Fällen ein erhöhtes Brustkrebsrisiko besteht.
Sind Frauen Genträger, so gibt es zwei Möglichkeiten:
1. eine engmaschige Vorsorgeuntersuchung des Brustgewebes durch bildgebende Verfahren oder
2. eine vorzeitige Entfernung (Vasektomie) des Brustgewebes, bei welchem sich Brustkrebs entwickeln könnte. Dabei wird das Brustkrebsrisiko auf ein Minimum beschränkt.
Vor allem betroffene Frauen mit Kinderwunsch sollten über eine solche prophylaktische Vasektomie nachdenken, da in der Schwangerschaft die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebsgenentwicklung bei Trägerinnen eines Brustkrebsgens durch den hohen Hormonspiegel deutlich steigt.
Eine dritte Möglichkeit für Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko stellt die vollständige Amputation der Brüste, eine sogenannte Mastektomie, dar. Sie ist in aller Regel nicht notwendig, da eine Entfernung des betroffenen Brustgewebes ausreicht. Dennoch entscheiden sich immer mehr Frauen mit einer genetischen Vorbelastung für eine Mastektomie.
Wann kommt die prophylaktische Vasektomie in Frage?
Da auch durch die bildgebenden Verfahren keine vollkommene Sicherheit gegeben ist, was die Erkennung von Brustkrebs angeht, stellt eine Vasektomie die sicherere Variante der Vorsorge bei Brustkrebsgen-Trägerinnen dar. Vor einer prophylaktischen Vasektomie ist eine Mammographie nötig, vor einer nicht prophylaktischen Vasektomie nicht. Der Vorteil einer prophylaktischen Vasektomie besteht darin, dass das Brustkrebsrisiko auf 1 – 2 % minimiert werden kann. Außerdem kann der Brust durch eine Vasektomie zu einer schöneren Form verholfen werden. Zu beachten ist jedoch, dass die Sensibilität der Brust nach dem Eingriff nicht mehr wie vorher sein wird, da ein Großteil der Nerven entfernt wird. Zudem ist die Fähigkeit zu Stillen nicht mehr gegeben.