Brustvergrößerung mit Implantaten: sollen die Implantate unter oder über dem Muskel liegen?

| Brustchirurgie
brustvergrößerung mit implantaten: sollen die implantate unter oder über dem muskel liegen?

Seit Brustimplantate existieren, wird auch über die perfekte Lage debattiert. Implantate über oder unter dem Muskel? Als Standard hat sich die Lage hinter dem Brustmuskel durchgesetzt, der in den meisten Kliniken und von plastischen Chirurgen zum Einsatz kommt. Arzt für plastische und ästhetische Chirurgie Dr. Nuwayhid von der Lanuwa Aesthetik Klinik erklärt Ihnen in diesem Beitrag, für wen welche Methode geeignet ist.

Lage der Implantate bei der Brustvergrößerung

Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit der Platzierung der Brustimplantate vor bzw. über dem Brustmuskel (subglanduläre Brustvergrößerung) und der Brustvergrößerung mit Implantaten unter bzw. hinter dem Brustmuskel (submuskuläre Brustvergrößerung). Man kann beide Methoden verwenden, je nach individuellen Wünschen und anatomischen Gegebenheiten der PatientInnen. Dabei sind alle Implantate sowohl für unter als auch über dem Brustmuskel geeignet.

Implantate unter dem Brustmuskel

Bei einer Brustvergrößerung mit Implantaten unter dem Brustmuskel wird der Muskel anteilig vom Brustbein abgetrennt und das Implantat darunter geschoben. Der Brustmuskel bedeckt dabei maximal 40% des Implantates. 

Warum wir uns gegen die Lage hinter dem Muskel entscheiden

Der Raum unter dem Brustmuskel (musculus pectoralis) bietet naturgemäß keinen Raum für ein Implantat. Daher werden bei einer Platzierung des Implantats unter dem Muskel die unteren Muskelfasern vom Hauptmuskel abgetrennt werden und das Implantat darunter geschoben. Dadurch kommt es zu einer starken und unnatürlichen Dehnung, welche mit großen Schmerzen und einer Funktionseinschränkung verbunden ist. Denn der Muskel drückt bei jeder Bewegung auf das Implantat. Das kann zu einer unschönen Verformung bis hin zu Materialermüdung führen. Der Brustmuskel verliert durch das Abtrennen ca. 25% seiner Kraft und ermüdet schneller. Zugegebenermaßen fällt dies im Alltag nicht allzu stark auf, kann für Sportlerinnen jedoch zu erheblichen Einschränkungen führen.

Wird ein Implantat unter den Brustmuskel geschoben, wird aus dem prinzipiell flachen Brustmuskel ein „kugeliger“ Muskel. Der Körper reagiert auf diesen widernatürlichen Eingriff besonders in der Anfangsphase aber auch später mit Schwellungen, Schmerzen und Unwohlsein.

Ein weiterer Nachteil und nicht zu vernachlässigendes Problem ist, dass Implantate unter dem Brustmuskel oft mit der Schnittlinie „verkleben“. Dadurch kommt es zum sogenannten „Double Bubble“ Phänomen, bei dem sich eine Art Kante im unteren Bereich der Brust bildet und zu einer unschönen Formveränderung der Brust führt.

Allerdings gibt es besondere Fälle, bei denen eine Platzierung unter dem Muskel durchaus in Betracht gezogen werden muss (bspw. Mammaaplasie).

Aufgrund der genannten Nachteile wird diese Methode von uns eher selten angewandt.

Implantate über dem Brustmuskel

Bei einer Brustvergrößerung über dem Brustmuskel werden die Implantate über dem Brustmuskel platziert, sodass sie sich ideal in das körpereigene, vorhandene Gewebe integrieren. Ich bevorzuge diese Art der Brustvergrößerung aus ästhetischen, sowie praktischen Gründen und empfehle sie den meisten meiner Patientinnen.

Warum wir uns für die Lage auf dem Muskel entscheiden

Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung und dem kritischen Hinterfragen gängiger OP Methoden bin ich zu der Entscheidung gekommen, Brustimplantate fast ausschließlich vor dem Brustmuskel zu platzieren. Zum einen stehen wir bei Lanuwa für Natürlichkeit. Wir arbeiten im Einklang mit der Natur und möchten die Ästhetik eben jener beibehalten. Sämtliches volumengebendes Fettgewebe der weiblichen Brust befindet sich vor dem Brustmuskel. Warum sollten wir also ein Implantat, welches die Brust vergrößern soll, hinter den Muskel zwingen?

Im Vordergrund dabei stehen für uns, dass wir den Schaden am umliegenden Gewebe minimal halten. Wir schneiden nicht in den Muskel, zerstören nicht den Brustknochen und trennen keinen Muskel ab. Er bleibt intakt und unversehrt.

Ein weiterer Vorteil: Die PatientInnen haben danach so gut wie keine Schmerzen. Deswegen operieren wir nur auf dem Muskel.

Über die letzten 20 Jahre Erfahrung kann ich sehen, dass die Langzeitergebnisse bei meinen PatientInnen bei dieser Vorgehensweise in großer Zufriedenheit münden.

implantate illustration
Darstellung des Brustimplantates: Links – unter dem Brustmuskel, Rechts – über dem Brustmuskel

Welche OP-Technik ist optimal für welche Lage?

Es gibt drei Schnittstellen, über die das Implantat in die Brust eingesetzt werden kann:

  • Schnitt in der Achselhöhle (transaxillär)
  • Schnitt am Rand des Brustwarzenvorhofes (periareolär)
  • Schnitt in der Brustumschlagfalte (inframammär)

Die beste Methode, der beste Schnitt, den wir über die Jahre entwickelt haben, ist der Schnitt in der Brustumschlagfalte. Warum? Das hat sehr viele Gründe:

  • Einer ist, dass die Sensibilitätsstörung erheblich reduziert ist. Das umliegende milchproduzierende Gewebe (Milchgänge, etc.) sowie sensibles Nervengewebe der Brustwarze sind nicht betroffen. Damit bleibt die Stillfähigkeit und sexuelle Empfindsamkeit voll erhalten. 
  • Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass der Schnitt in der Umschlagfalte kaum zu sehen ist.

In der Umschlagfalte sind beide Lagen der Brustimplantate sehr gut möglich. Jedoch haben wir uns bewusst für die Lage des Implantates auf dem Muskel entschieden.

Transaxillärer Zugang

Dieser Zugangsweg wird heutzutage nur noch wenig angewendet. Durch die vermehrten Schweiß- und Talgdrüsen in der Achsel und die Dichte der Haarfolikel, kann es zu entzündeten und schlecht heilenden Narben kommen. Außerdem ist eine exakte Platzierung des Implantats schwierig, da der operierende Chirurg die Tasche für das Implantat nur mit einem längeren Stab formen kann.

Peri- bzw. transareolärer Zugang

Eine Narbe, die um den Brustwarzenhof verläuft, heilt in der Regel sehr gut und ist später kaum noch sichtbar. Allerdings sind über diesen Hautschnitt keine großen Implantate einsetzbar. Ein weiterer Nachteil ist, dass bei dieser Schnittführung die Stillfähigkeit stark eingeschränkt sein kann, da das Brustgewebe mit Milchgängen und Milchkanälen unmittelbar hinter der Brustwarze sitzt und somit in jedem Fall beschädigt wird.

Inframammärer Zugang

Der Zugangsweg über die Brustumschlagsfalte ist die bevorzugte Methode. Narben heilen gut und sind später kaum sichtbar. Über den Schnitt können wir auch größere Implantate gut und sicher einsetzen. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass die Stillfähigkeit erhalten bleibt, da wir das Implantat schonend hinter das Brustgewebe setzen. Außerdem ist hier nur ein Schnitt von 3-5cm notwendig, da wir in der Lanuwa Aesthetik Klinik zur Positionierung die Minimal Touch Technik mit dem „Keller Funnel“ verwenden.

Beeinflusst die Lage der Implantate das Risiko einer Kapselfibrose?

Eine bei der Brust-OP spezifische Komplikation stellt zum Beispiel die Kapselfibrose dar. Dabei verdickt sich aus bisher nicht weiter erforschten Gründen die natürliche Hülle, welche der Körper um jedes Implantat bildet, stark und verhärtet.

Die Frage, ob die Lage der Implantate das Risiko einer Kapselfibrose beeinflusst, ist nicht eindeutig geklärt worden. Es gibt unterschiedliche Studien mit unterschiedlichen Aussagen. Wir haben festgestellt:  Wenn man blutungsarm und gewebsschonend operiert und eine ausreichende Tasche bildet und dazu die No-Touch-Technologie verwendet, ist das Risiko einer Kapselfibrose fast ausgeschlossen. Das ist unsere Erfahrung.

Dr. Marwan Nuwayhid

Dr. Marwan Nuwayhid ist Leiter der Klinik Lanuwa Aesthetik. Dr. Marwan Nuwayhid selbst ist Facharzt für Gynäkologie. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Brustoperationen und die Intimchirurgie. Neben der klassischen Schönheitschirurgie beschäftigt sich Dr. Marwan Nuwayhid seit vielen Jahren mit der Intimchirurgie und ist u.a. Mitbegründer und Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für Ästhetische und Rekonstruktive Intimchirurgie in Deutschland e.V.".