Brustfehlbildungen beim Mann: Die Trichterbrust

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brustfehlbildungen beim mann: die trichterbrust

Die Trichterbrust beim Mann ist eine meist angeborene Fehlbildung der Knorpelverbindungen der Rippen mit dem Brustbein. Die Trichterbrust (Pectus excavatum) kann infolge von anderen Erkrankungen auftreten, ist meist allerdings ein isoliertes Problem. Obwohl in einigen schweren Fällen die Leistungsfähigkeit der Betroffenen eingeschränkt ist, stellt die Trichterbrust häufig „nur“ ein ästhetisches Problem dar. In vielen Fällen führt das allerdings zu teils extremen psychischen Belastungen. Die Trichterbrust lässt sich auf verschiedene Arten behandeln: mit Sportübungen für leichte Fälle und mit chirurgischen Eingriffen bei schweren Fällen.

Dieser Artikel gibt eine Übersicht über das Phänomen der Trichterbrust beim Mann.

Was ist eine Trichterbrust (Pectus Excavatum)?

Die Trichterbrust ist eine Fehlbildung im Brustbereich, die durch eine nach Innen gewandte Wölbung (einem „Trichter“) in der Brust sichtbar ist. Bei Menschen mit Busen macht sich die Trichterbrust häufig auch durch asymmetrische Brüste bemerkbar. Die Trichterbrust entsteht durch eine Fehlbildung der Knorpelverbindungen, welche die Rippen mit dem Brustbein verbinden. Obwohl einige Erkrankungen mit der Trichterbrust einhergehen können (Skoliose, Kyphose, Marfan-Syndrom) ist immer noch nicht zweifelsfrei geklärt, welche Ursachen der Erkrankung zugrunde liegen. Es wird allerdings vermutet, dass vor allem genetische Gründe eine Rolle spielen.

Gesundheitliche Auswirkungen der Trichterbrust

Es ist möglich, dass die Trichterbrust negative gesundheitliche Auswirkungen auf die Betroffenen hat. Meist sind das generelle Leistungsschwierigkeiten, etwa beim Ausdauer- oder Kraftsport. Das liegt daran, dass in schweren Fällen von Trichterbrust die Rippen so weit nach Innen gewandt sind, dass das Herz sich nicht in allen Bereich komplett ausdehnen kann. Lungenleistungsbeeinträchtigungen sind ebenfalls möglich.

Am häufigsten sind allerdings Auswirkungen auf die Körperhaltung und nicht zu vernachlässigende psychische Belastungen. Oft gehen diese beiden auch Hand in Hand, da die ungesunde Körperhaltung häufig von einem Verlangen herrührt, die Trichterbrust zu verstecken. Dies äußert sich meist durch eine vornübergebeugte Haltung, die, bleibt sie unkorrigiert, zu langfristigen Schäden an der Wirbelsäule führen kann.

Die Trichterbrust als ein vor- und schwerwiegendes psychologisches Problem

Die Mehrheit der Literatur spricht davon, dass die Trichterbrust bei Männern häufiger vorkommt als bei Frauen. Eine neuere, großangelegte Studie (Biavati 2020) widerspricht dieser Auffassung allerdings. Hier heißt es, dass etwa 0,5 % der Frauen und 0,3 % der Männer an Trichterbrust leiden. Einig ist man sich nur bei der ungefähren Prävalenz in der Gesamtbevölkerung, diese wird auf etwa 0,4 % angegeben.

Es ist unklar, wie hoch die genaue Zahl der Betroffenen, deren Trichterbrust physische Einschränkungen mit sich bringt, ist. Es sieht allerdings danach aus, als ob die meisten Betroffenen vor allem unter den psychischen Implikationen der Trichterbrust und ihrer Selbst- und Fremdwahrnehmung leiden würden.

Dass die Betroffenen unter diesen Implikationen leiden, ist allerdings außer Frage. Mehrere Studien haben sich diesem Thema angenommen, exemplarisch hierfür ist etwa Luo 2017, welche die mentale Gesundheit vor und nach einem operativen Eingriff betrachtete. Auch gibt es ein sehr aufschlussreiches Gespräch zwischen Dr. Behrendt von der Praxis Sentruper Höhe und einem seiner Patienten, in dem das Leiden, welches von Trichterbrust betroffene Männer ihr Leben lang durchstehen, beschrieben wird.

Diagnose und Einschätzung des medizinischen Schweregrads

Die Trichterbrust ist recht einfach zu diagnostizieren, die Einschätzung des Schweregrads allerdings verlangt nach genaueren Untersuchungen. Denn unbedingt muss festgestellt werden, ob die Funktionsfähigkeit der Organe eingeschränkt ist. Erst wenn diese Untersuchungen abgeschlossen sind, kann sich für eine adäquate Therapie entschieden werden.

ärztin untersucht trichterbrust beim mann
Für die Einschätzung des Schweregrades und Festlegen der richtigen Behandlungsmethode einer Trichterbrust sind zunächst einige Untersuchungen nötig

Bei diesen Untersuchungen sind Bildaufnahmen unbedingt notwendig. Eine Computertomographie (CT) ist dafür die am häufigsten angewandte Methode. So lässt sich ein genaues Computermodell des Oberkörpers erstellen und der medizinische Schweregrad der Trichterbrust eingeschätzt werden.

Operative Eingriffe für von Trichterbrust betroffene Männer

Um die Auswirkungen der Trichterbrust sowohl auf die physische als auch die psychische Gesundheit von Männern so gering wie möglich zu halten, gibt es verschiedene operative Eingriffe. Da wir der Meinung sind, dass die psychische Gesundheit mindestens genauso wichtig ist wie die psychische, unterteilen wir hier in zwei Kategorien: Eingriffe, die aus physischen Gründen notwendig sind und Eingriffe, die das aus psychischen Gründen sind.

Physisch bedingte Eingriffe

Da die Trichterbrust beim Mann und bei der Frau die Gefahr von Leistungseinschränkungen der Lunge und des Herzens mit sich bringen kann, wird es unter Umständen notwendig, die Verformung der Rippen zu beheben. Bei solchen Operationen wird meist die Methode nach Nuss angewendet. Bei dieser wird ein Metallbügel hinter dem Brustkorb angebracht, der die Rippen nach außen dehnt. So wird der Trichter direkt ausgefüllt. Der Bügel bleibt dann zwei bis drei Jahre drin, bis sich die Rippen an ihre neue Form angepasst haben und wird dann in einer erneuten OP entfernt.

Psychisch bedingte Eingriffe

Wenn die Trichterbrust keine Leistungseinschränkungen mit sich bringt, was bereits bei der ersten Diagnose feststellbar ist, aber die Lebensqualität so sehr unter dem ungewöhnlichen Erscheinungsbild leidet, dann bietet sich eine kosmetische Operation an. Bei dieser wird der Trichter an sich unverändert gelassen, er wird lediglich mit einem Silikonimplantat ausgefüllt und so unsichtbar.

Diese Operation dauert etwa ein bis anderthalb Stunden und wird natürlich unter Vollnarkose durchgeführt. Danach bleiben die Patienten einen Tag stationär in der Klinik. Das Implantat wird genau an die Trichterform angepasst, sodass dieser nach der OP komplett verschwindet. Alleine an der Verformung der Rippen ändert sich nichts. Dr. Behrendt, der sich in der Praxis Sentruper Höhe auf die OP an der Trichterbrust beim Mann spezialisiert hat, erklärt auf seiner Webseite alles Wichtige zu dieser Prozedur.

Bei der OP zu beachten ist:

  • Gründliche Tests auf Leistungseinschränkungen
  • Ausgiebiges Vorgespräch ansetzen
  • Genug Zeit für die Entscheidung lassen

Nicht-operative Behandlungsmöglichkeiten einer Trichterbrust

Niedrigschwellige Behandlungen der Trichterbrust

In manchen, leichten Fällen von Trichterbrust beim Mann kann das Problem mit sehr einfachen Mitteln behandelt werden. Meist müssen diese Behandlungen allerdings bereits in ziemlich jungen Jahren begonnen werden, um Erfolg zu zeigen. Die Trichterbrust bildet sich häufig in der Pubertät aus, wenn der Körper in die Länge wächst. Erkenn- und behandelbar ist sie allerdings bereits vorher.

Atemübungen und Physiotherapie

Wenn die Trichterbrust noch nicht komplett ausgebildet ist und die Knochen noch weicher sind, ist die perfekte Zeit, um mit gezielten Atemübungen, die den Brustkorb weiten, und Physiotherapie, die Bauch-, Brust- und Rückenmuskeln stärkt, zu beginnen. In weniger schweren Fällen von Trichterbrust kann diese tatsächlich (mit viel Disziplin und Anstrengung) wegtrainiert werden.

Behandlung mit der Saugglocke

Eine derzeit recht neue Behandlung der Trichterbrust ist die mit der Saugglocke. Diese sollte ebenfalls vor der Pubertät beginnen. Sie funktioniert so, dass die Betroffenen die Saugglocke einmal täglich für etwa ein bis drei Stunden anwenden und das für mehrere Jahre. Auch hier ist also ein hohes Maß an Disziplin erforderlich. Außerdem kam die Saugglocke als Behandlungsmethode der Trichterbrust erst kürzlich auf den Markt, sie ist daher noch nicht mit Langzeitstudien erforscht worden.

arzt platziert saugglocke an arm von einem mann
Die Behandlung der Trichterbrust mit der Saugglocke ist eine der nicht-operativen Methoden

Welche Behandlungen der Trichterbrust werden von der Krankenkasse übernommen?

Diagnostische Maßnahmen werden von den Krankenkassen übernommen. Bei der Behandlung kommt es allerdings auf die Schwere der Einschränkungen durch die Verformung an, ob diese Kosten von den Kassen übernommen werden. Vor der Behandlung sollte sich unbedingt mit den behandelnden Ärzten und der Kasse abgesprochen werden, denn eine OP kann schon einmal bis zu 10.000 € kosten. Unter bestimmten Bedingungen ist zudem eine Finanzierung der Brust-OP auch beim Mann möglich.

Fazit

Die Trichterbrust ist kein besonders weit verbreitetes Problem. Die Betroffenen leiden nichtsdestotrotz häufig stark unter der Brustverformung. Es können sowohl physische als auch psychische Leiden sein, die die Lebensqualität einschränken.

Welche Ursachen genau der Trichterbrust zugrunde liegen, ist weiterhin unklar. Klar ist, dass die Verformung meist an den Knorpelverbindungen der Rippen mit der Wirbelsäure liegt. Obwohl diese Ursache nicht behandelbar ist, kann die Trichterbrust behandelt werden.

Behandlungsmöglichkeiten gehen von Sportübungen bis zur Operation. Bei Operationen gibt es die Möglichkeit entweder die Rippenverformung zu verändern, oder den Trichter auszufüllen und so von außen unsichtbar zu machen. Bei der Entscheidung, welche Operation die beste ist, kommt es darauf an, ob die Trichterbrust physische Einschränkungen mit sich bringt oder nicht.

Quellen

UK Erlangen, Thoraxchirurgische Abteilung, https://www.uk-erlangen.de/fileadmin/dateien/content_pool_dateien/infobroschueren/TC_die_trichterbrust.pdf

Biavati M, Kozlitina J, Alder AC, Foglia R, McColl RW, Peshock RM, Kelly RE Jr, Kim Garcia C. Prevalence of pectus excavatum in an adult population-based cohort estimated from radiographic indices of chest wall shape. PLoS One. 2020 May 7;15(5):e0232575. doi: 10.1371/journal.pone.0232575. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7205298/

Luo L, Xu B, Wang X, Tan B, Zhao J. Intervention of the Nuss Procedure on the Mental Health of Pectus Excavatum Patients. Ann Thorac Cardiovasc Surg. 2017 Aug 20;23(4):175-180. doi: 10.5761/atcs.oa.17-00014. Epub 2017 Jun 16. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5569251/